Wo die schönen Trompeten blasen – Gustav Mahler
Am Ende des 19. Jahrhunderts, in einer von Kriegsglorifizierungen und Idealisierung des Soldatenlebens geprägten Zeit, gibt Gustav Mahler eine gegensätzliche Perspektive. Wo die schönen Trompeten blasen heißt das Gedicht aus der romantischen, von Achim von Arnim und Clemens Brentano zusammengetragenen Volksliedsammlung Des Knaben Wunderhorn, das Mahler zur Jahrhundertwende vertont. Im Zentrum: der Abschied eines Soldaten von seiner Geliebten. Er weiß, dass der Krieg für ihn den sicheren Tod bedeutet, und er sieht ihm schicksalsergeben entgegen, doch bar jeden Gefühls von Stolz und Ehre. Mahler taucht seine Komposition in eine düster-melancholische und zugleich zart-liebevolle Atmosphäre.
Die Dynamik ist zurückgenommen, das Tempo langsam. Militärische Signale durchziehen das Lied und werden gegen Ende immer präsenter. Dur-Passagen hellen das Geschehen kurzzeitig auf, Taktwechsel verleihen Schwung, symbolisieren die utopische Liebensbeziehung des todgeweihten Soldaten zu seinem Mädchen.
Der endgültige Abschied der Liebenden Hannes und Laura wird in Hell ist die Nacht dialogisch interpretiert, auch wenn er nur noch in Lauras Vorstellung – als Teil ihrer Trauerbewältigung – stattfinden kann. Damit vollzieht er sich zwischen den Grenzen von Leben und Tod, zwischen Realität und Vision. So wird ein Abschiednehmen möglich, das neben Trauer auch von einer transzendenten Aussöhnung mit dem eigenen Schicksal begleitet wird. (Charlotte Seegers)